VfL verabschiedet sich mit Sieg vom Heimpublikum

Fotos. Thorsten Helmerichs
Fotos. Thorsten Helmerichs

Trotz der zuletzt wenig überzeugenden Präsentationen von Handballbundesligist VfL Oldenburg in der EWE Arena fanden am Samstag noch einmal 1452 Zuschauer den Weg in die Halle. Sie sollten nicht enttäuscht werden. Von Beginn an gingen die Gastgeberinnen gegen Borussia Dortmund hoch konzentriert zur Sache und siegten nach einer 15:12 Pausenführung am Ende hochverdient mit 32:24. „Das war heute ein ganz besonderes Spiel für uns. Wir wollten den scheidenden Spielerinnen einen gebührenden Abschied bescheren und das ist uns voll und ganz gelungen“, strahlte Rückraumspielerin Kristina Logvin nach dem Spiel, welches ihr bisher bestes im VfL-Trikot war. „Heute ist endlich bei mir der Knoten geplatzt. Nur schade, dass es fast die ganze Saison gedauert hat. Aber nun bin ist erst einmal glücklich über meine aber auch die gute Leistung der gesamten Mannschaft die heute super gekämpft und voll konzentriert gespielt hat“.

 

Der VfL kam von Anfang an gut ins Spiel und präsentierte sich von Beginn an deutlich aggressiver in Abwehr als auch im Angriff als zuletzt. Speziell Logvin war von der BVB-Abwehr kaum zu bremsen. Gleichzeitig parierte Torhüterin Julia Renner bereits in den ersten vier Spielminuten gleich zwei Siebenmeter. Aber auch der neu formierte Mittelblock mit Marie Steffen und Isabelle Jongenelen konnte mehr als überzeugen. So kam es das die Gäste bis zur 6. Minute auf ein erstes Erfolgserlebnis warten mussten. Zwei Minuten später glichen sie zum 2 : 2 aus und gingen in der 12. Minute mit 6:5 in Führung. Wohl kaum jemand hätte gedacht, dass dies die einzige Dortmunder Führung im gesamten Spiel sein sollte, denn dieses Tor sollte so etwas wie eine Initialzündung für den VfL sein. Mit einem 5 : 0 Lauf setzte sich das Team von Trainer Niels Bötel innerhalb weniger Minuten auf 10 : 6 ab. Das sich die Gastgeberinnen nicht weiter absetzten konnten lag vor allem an BVB-Torhüterin Clara Woltering und Rückraumspielerin Dana Bleckmann. Die Cousine von Europameister Julius Kühn sorgte mit drei Treffern dafür, dass die Gäste schnell wieder auf 10:11 verkürzen konnten. Die Gastgeberinnen ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen und zogen schnell wieder auf 14:10 davon. Nachdem Ex-VfLerin Caro Müller ihr Team mit zwei Treffern wieder herangebracht hatte, stellte Angie Geschke mit ihrem dritten Treffer in ihrem letzten Heimspiel den 15:12 Pausenstand her.

 

Nach der Pause pendelte sich der Vorsprung zunächst auf 3–4 Tore ein, bis Myrthe Schoenaker nach halb gespielter Halbzeit mit zwei Treffern den VfL beim Stande von 23:18 erstmals mit fünf Toren nach vorne brachte. War dies der Zeitpunkt, wo sich die Grün-Weißen in dieser Saison häufig mit Konzentrationsschwierigkeiten rumschlagen mussten, zogen sie es diesmal voll durch und bauten den Vorsprung kontinuierlich aus! Mit welch breiter Brust die Gastgeberinnen mittlerweile auftraten, zeigte einmal mehr Kristina Logvin als sie in der 49. Minute mit einem Hüftwurf BVB-Torhüterin Yara Ten Holte tunnelte und zum 26:20 einwarf. Das Nachwuchsspielerin Marie Steffen an diesem Tage nicht nur im Mittelblock eine gute Figur machte, sondern auch im Angriff bewies sie wenig später, als sie einen scharfen Pass von Geschke annahm, sich gegen mehrere Dortmunderinnen durchsetzte und zum 28:21 traf. „Ich hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass der Pass durchkommt. Umso mehr freue ich mich natürlich über das Tor“, strahlte die 18-jährige nach dem Spiel. „Das war heute mannschaftlich eine sehr gute Leistung von uns. Wir haben super gekämpft und waren die ganze Zeit voll konzentriert“.

 

Von der Linksaußenposition einspringen und dann dem Ball mit der rechten Hand so viel Drall zu geben, dass er sich unhaltbar für die Torhüterin ins Tor dreht. Keine kann das in der Bundesliga besser als Kim Birke. Und genau so wollte sie sich offensichtlich von ihren Fans aus der EWE Arena verabschieden. Am liebsten wäre sie wohl auf der Spielfeldumrandung hinter dem BVB-Tor sitzengeblieben, nachdem sie auf ihre unnachahmliche Art zum 32:23 eingeworfen hatte und vor Freude strahlte. Aber noch waren 49 Sekunden zu spielen. Ein paar erste Tränen konnte sie sich dann aber wohl doch nicht verkneifen. Es sollten aber nicht die Letzten sein, denn der emotionalste Teil des Abends stand noch bevor.

 

 

 

„Wir sind gut reingekommen und haben den Gegner gut beschäftigt. Das was wir uns im Training erarbeitet haben konnten wir heute gut umsetzen. Wir wollten es noch einmal allen zeigen das wir es können und das ist uns gelungen“, zeigte sich auch Niels Bötel sehr zufrieden mit der Präsentation seines Teams.

Nach dem Schlusspfiff war das Geschehen auf dem Spielfeld aber schnell vergessen, denn nun hieß es Abschied nehmen. Zunächst wurde Mannschaftsarzt Leo Behler und seine Ehefrau Jutta nach 27 Jahren in den „Ruhestand“ verabschiedet. „Ich möchte diese Zeit auf keinen Fall missen. Als Zuschauer bleibe ich auf jeden Fall“, so der „Doc“ nach der Verabschiedung.

Für die Verabschiedung der fünf Spielerinnen Annamaria Ferenczi, Isabelle Jongenelen, Cara Hartstock, Angie Geschke und Kim Birke hatten es sich zahlreiche langjährige Weggefährten nicht nehmen lassen sich per Videobotschaft oder live in der Halle von den scheidenden Spielerinnen zu verabschieden. So war es z. B. für den langjährigen VfL-Trainer Leszek Krowicki eine absolute Herzensangelegenheit sich per Videobotschaft von „seinen Spielerinnen“, zu verabschieden. Krowicki weilt derzeit aufgrund seines Jobs als polnischer Nationaltrainer in Polen und konnte sich nicht persönlich verabschieden. Aber Krowicki war nicht der einzige langjährige Weggefährte, der die Spielerinnen verabschieden wollte. So wurde die Laudatio für Angie Geschke z. B. von Sabrina Neuendorf gehalten, an deren Zeiten im VfL-Trikot man sich in Oldenburg immer noch gerne zurückerinnert. So richtig emotional wurde es dann bei Kim Birke. Wiebke Kethorn musste bei ihrer Laudatio für ihre langjährige Mitspielerin sichtlich mit ihren Tränen kämpfen. Dann war es an der Zeit für die VfL-Mannschaftsführerin sich zu verabschieden. Sichtlich gerührt bedankte sich Birke bei allen die sie in ihrer vierzehnjährigen Bundesligakarriere begleitet hatten. Es war sicherlich der emotionale Höhepunkt des Abends. Am Ende bat sie noch darum, dass die Zuschauer und Fans auch in Zukunft ihrer VfL weiterhin so unterstützen mögen wie sie es vierzehn Jahre lang mit ihr gemacht haben.

 

„Alle fünf werden sportlich als auch menschlich eine Lücke beim VfL hinterlassen“, so Kristina Logvin nach der Verabschiedung. Dem ist nichts hinzuzufügen. Danke für alles.