Wer heutzutage an einem Volks- oder Straßenlauf teilnehmen möchte hat die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Veranstaltungen. In manchen Gegenden Deutschlands kann man im Sommer sogar an drei Läufen an einem Wochenende teilnehmen ohne allzu weit fahren zu müssen. Wenn nicht wenigstens ein paar hundert Läufer an den Start gehen wird vielerorts schon darüber nachgedacht ob sich der ganze Aufwand überhaupt noch lohnt. An so etwas war vor 46 Jahren noch nicht zu denken. Wer an einem Lauf teilnehmen wollte musste teilweise sehr weite Anreisen in Kauf nehmen und Läufe mit dreistelligen Teilnehmerzahl waren eher die Ausnahme.
So standen am 27. März 1971 beim ersten VfL-Straßenlauf gerademal 33 Läufer, von denen 27 ins Ziel kamen, am Start im Oldenburger Marschwegstadion, welches damals noch eine Aschenbahn ihr eigen nannte. Dass sich dies heutzutage sehr geändert hat und der VfL-Lauf mittlerweile zum 46. Mal stattfindet ist Laufpionieren wie Bernhard Sager zu verdanken. Im Herbst 1970 hatte der VfLer seine Vereinskollegen mit dem Vorschlag überrascht einen eigenen Lauf veranstalten zu wollen. „In den 60er fanden die ersten Straßenläufe statt. Aber keiner in Oldenburg, so, dass wir teilweise sehr weit fahren mussten um zu laufen. Wir sind überall hingefahren, haben aber selbst nichts angeboten“, erinnert sich der ehemalige Lehrer. Gesagt, getan. Gemeinsam mit Eduard Wilms und Gerhard Ehlert organisierte er dann im März des folgenden Jahres den ersten Straßenlauf, der sich im Laufe der Jahre immer mehr etablierte und in seinen besten Jahren sogar vierstellige Teilnehmerzahlen hatte. Sager selbst hat erst einmal an „seinem“ Lauf teilgenommen. „Beim 25. durfte ich auch einmal selbst laufen, ansonsten wurde ich ja immer im Orga-Team gebraucht.“ Ein weiteres Mal würde er aber schon noch gerne mitlaufen. Nämlich beim 50. Straßenlauf in vier Jahren. Da wäre der rüstige Rentner dann 80.
Das man sich damals für die heute eher ungewöhnliche 25 km Distanz entschied lag daran, dass noch bis Mitte der 90er Deutsche Straßenlaufmeisterschaften nur über diese Strecke veranstaltet wurden und nicht über die Halbmarathon- oder 10 km Distanz. „Der 25 km Lauf ist eine ideale Vorbereitung auf die Frühjahrsmarathons“, ergänzt der erfahrene Trainer und Läufer. Damals galt noch der Satz: Die Wahrheit liegt auf der Bahn. Läufe über 10 km auf der Straße wurde in der Regel nur als Aufbauwettkämpfe für die Bahnrennen genutzt. Von daher war die Veranstaltung eines 10 km Laufs zu Anfangs kein Thema. Dieser kam erst im Jahre 1987 hinzu. „Auf Bestreben der Läufer“, erinnert sich Sager. Die Streckenführung des langen Kantens (25 km) ist bis auf wenige Ausnahmen noch genauso wie in den ersten Jahren. „Der schwierigste Streckenabschnitt war schon immer der auf der Dietrich-Dannemann-Straße. Hier hatten wir immer viel Wind. Entweder auf der Hin- oder Rücktour. Wenn man Pech hatte sogar auf beiden“, erzählt er. Auch Norddeutsche- und Landesmeister wurden in der Vergangenheit hier gekürt. Einmal sogar die Landesmeister im Gehen.
Sager selbst durfte sich auch schon mehrfach Landesmeister nennen. Im Crosslauf, über 10 km und die Halbmarathondistanz. Auch heute noch ist er regelmäßiger Teilnehmer bei Läufen in der Region und denkt noch längst nicht ans Aufhören. Schließlich steht ja in vier Jahren der 50. VfL-Lauf auf dem Programm. Im letzten Jahr hat er zum 55. Mal sein Sportabzeichen abgelegt. In Gold natürlich.