Förderverein Internationales Fluchtmuseum e.V.

Seit 1999 gibt es nun den „Förderverein internationales Fluchtmuseum e.V.“ in Oldenburg. Ein Verein, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Öffentlichkeit über die Themen Migration, Flucht und Asyl zu informieren, damit Fluchtereignisse und die Gründe hierfür nicht in Vergessenheit geraten.
 
Spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft dürfte der Begriff „Migrationshintergrund“ in Deutschland bekannt sein. Die Medien wurden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Spieler wie z.B. Mesut Özil oder Lukas Podolski einen „Migrationshintergrund“ haben. Aber was bedeutet das eigentlich? Dies bedeutet, dass die Person entweder selbst ab 1950 nach Deutschland eingewandert ist oder mindestens ein Elternteil. Nicht wenige sind aus ihrer Heimat geflüchtet. Vor Krieg, Naturkatastrophen oder schlechten Zukunftsperspektiven. Die Gründe sind vielfältig. Viele Deutsche werden hier zuerst an die eigene Geschichte denken. Die Flucht aus der DDR oder vor den Nazis. Auch dies sind Themen, die der Verein aufgreift. Als nächstes fallen den meisten dann wohl die Asylbewerber aus der 3. Welt ein oder die Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien.
 
Aber keines dieser Themen war für Ulrich Hartig die Initialzündung, diesen Verein zu gründen, sondern eine Publikation der ehemaligen Ausländerbeauftragten des Landes Niedersachsen zum Thema „Binnenflüchtlinge“. Binnenflüchtlinge sind Menschen, die aus verschiedenen Gründen gezwungen sind, ihren Heimatort zu verlassen und in einen anderen Teil ihres Landes zu flüchten. 2008 waren dies 26 Millionen Menschen in über 40 Ländern. Ulrich Hartig musste feststellen, wie wenig er eigentlich über dieses Thema wusste. Er sagte sich: „Was ich nicht weiß, wissen sicher viele andere auch nicht“. So entschloss er sich, diese Informationen, Hintergründe und Sachverhalte dauerhaft in die Öffentlichkeit zu bringen, zumal Oldenburg nicht zuletzt durch die Vertriebenen und Kloster Blankenburg eine bemerkenswerte Vertriebenen- und Flüchtlingsgeschichte hat. Sein Ziel war von Anfang an nicht nur die Spezialisten, sondern die breite Öffentlichkeit zu bedienen. Hierfür suchte er sich Mitstreiter, die sich auch mit diesem Themengebiet befassten und in „guter deutscher Tradition“ gründete man einen Verein, um finanzielle und tätige Unterstützung zu erhalten.
 
Bewusst wählte man den Namen „Förderverein internationales Fluchtmuseum e.V.“. „Förderverein“ weil es das Ziel des Vereins ist, eines Tages in einem Gebäude feste Ausstellungsräume zu haben. Aber dies ist in Zeiten, in denen überall gespart werden muss, nicht so einfach. Ulrich Hartig sieht hier verschiedene Möglichkeiten. So könnte er es sich gut vorstellen, den Verein als Juniorpartner an das Stadtmuseum oder die Landesmuseen anzudocken. Als langfristige Zielsetzung sieht Ulrich Hartig aber weiterhin ein eigenes Haus. Vorbild könnte hier das Auswandererhaus in Bremerhaven sein, welches auch mit der Gründung eines Fördervereins begonnen hatte. Allerdings vergingen in Bremerhaven 20 Jahre zwischen Gründung des Fördervereins und Eröffnung des Auswandererhauses. Und „international“, weil man zeigen will, dass Flucht und Vertreibung ein globales Phänomen sind. „Flucht“ hat man gewählt, weil Migration doch sehr akademisch klingt und sich viele darunter nichts vorstellen können. Außerdem macht „Flucht“ auch den prekären Teil von Migration deutlich.  Die derzeit 21 Mitglieder kommen aus den verschiedensten Berufsgruppen, aber alle haben im Laufe der Jahre immer wieder Kontakt mit Einrichtungen gehabt, die mit dem Thema Migration und Asyl zu tun hatten. Da sich nicht alle Projekte mit den Mitgliedern allein stemmen lassen, arbeitet der Verein immer wieder auch mit anderen Institutionen zusammen wie z.B. IBIS- Interkulturelle Arbeitsstelle, Ökumenisches Zentrum, Gedenkkreis Wehnen und Asyl- und Menschenrechtsgruppen.
 
Der Verein arbeitet vollständig auf ehrenamtlicher Basis. So ist der Jahresbeitrag mit 12 € auch eher symbolisch gemeint. Eine institutionelle Förderung besteht nicht. Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, usw. können nur durch eine projektbezogene Finanzierung bewältigt werden. Trotzdem können die Veranstaltungen meist ohne Eintritt besucht werden, da man bestrebt ist, dass sich auch Menschen mit geringem Einkommen historischen und politischen Themen widmen können.
Wie aber kommen diese Veranstaltungen nach Oldenburg? Noch hat das Fluchtmuseum keinen solchen Namen, dass man ihm die Türen einrennt. Hier ist dann noch einiges an Fleißarbeit zu verrichten, bevor z.B. eine Ausstellung dann endlich in Oldenburg präsentiert werden kann. Erst muss recherchiert werden, welche möglichen Ausstellungen es gibt. Hier bieten u.a. Flyer, Hinweise und Internetseiten von Fachverbänden eine Möglichkeit. Danach müssen die Verantwortlichen kontaktiert werden, um festzustellen, unter welchen Bedingungen die Ausstellung nach Oldenburg geholt werden kann. Jetzt beginnt der schwierigste Teil der Arbeit. Eine Finanzierung muss auf die Beine gestellt und passende Räumlichkeiten gefunden werden. Wohlgemerkt: Alles ehrenamtlich.
 
Das Bewerben solcher Veranstaltungen ist aus finanziellen Gründen nicht so einfach, deshalb ist es auch immer abhängig vom Ort der Veranstaltung, wie groß das Interesse ist. So ist im PFL die Wahrscheinlichkeit von „Laufkundschaft“ weitaus größer, als in Räumlichkeiten weiter außerhalb. Auch ist die Aktualität eines Themas entscheidend. So war das Jahr 2009 mit all seinen Feierlichkeiten zum 20jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit, ideal für eine Ausstellung wie „Über die Ostsee in die Freiheit“, da die DDR und ihre Geschichte in aller Munde war. Viel Öffentlichkeitsarbeit hat der Verein in Oldenburgs Schulen gemacht, indem man persönlich vorgesprochen und die Schulen zu den Ausstellungen eingeladen hatte. Was speziell bei der obengenannten Ausstellung von Erfolg gekrönt war. Wie die Schüler mit diesen Themen umgehen, liegt aber häufig an den jeweiligen Lehrern, da speziell das Thema Migration in niedersächsischen Schulbüchern eine eher untergeordnete Rolle spielt. Obwohl die Lehrer immer mehr Schüler mit Migrationshintergrund unterrichten, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.
 
Neben vielen kleinen Projekten hatte man in den vergangenen Jahren auch mehrere Ausstellungen in Oldenburg und Umgebung auf die Beine gestellt. Dies waren neben der obengenannten Ausstellung „Über die Ostsee in die Freiheit“ noch „Wohnungslose im Nationalsozialismus“, „Antisemitismus in der DDR“ und „Kinderarbeit – Einst und Jetzt“ im Industriemuseum Delmenhorst. Gerade letztgenannte Ausstellung zeigte deutlich, wie zwei Themen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, doch eng miteinander verbunden sind, da die Gründe für Migration vielfältig sind.
 
Ideen und Pläne für die Zukunft gibt es genug, auch wird es, wie in den letzten Jahren, wieder Themen geben, die dem Verein sozusagen in den Schoß fallen und deshalb heute noch nicht planbar sind. Aber so manches Projekt muss auch aus unterschiedlichen Gründen erst einmal auf Eis gelegt werden. Das nächste Unternehmen ist eine Ausstellung über Sinti und Roma im Nationalsozialismus. Hiermit könnte die Brücke zur Gegenwart geschlagen werden und d Bezug genommen werden auf die Abschiebepraxis in Frankreich und die Pogromstimmung in Osteuropa gegenüber Sinti und Roma. Auch soll der eigene Verlag noch weiter ausgebaut werden, in dem bisher nur das Buch „Quäkerhilfsdienste nach den beiden Weltkriegen“ von Günter Heuzeroth herausgegeben wurde.
 
Einzige Voraussetzung, um Mitglied zu werden ist das Interesse am Thema. Jeder soll nur das leisten, was er kann und will. Der einzelne bestimmt selbst, was er beitragen möchte: Zeit, Kompetenz, Ideen, Vorschläge, Rat, tätige und technische Hilfe, Kontakte, Material für die Vereinsarbeit (Dokumente, Bücher, Filme, Fotos, Gegenstände...).
                                                                                                            www.fluchtmuseum.de