Herbert Steffny

Deutsche Medaillengewinner im Langstreckenlauf sind recht rar gesät. Der erste westdeutsche Athlet dem dies im Marathon gelang war Herbert Steffny 1986 in Stuttgart. Im deutschen Duell um die Bronzemedaille bei der EM konnte er sich gegen Ralf Salzmann durchsetzen.

Dabei sah es lange gar nicht danach aus als ob der „kleine“ Bruder des zweimaligen Olympiateilnehmers Manfred Steffny in die Fußstapfen seines bekannten Bruders treten könnte. Zwar stellte er als 18jähriger einen deutschen Jugendhallenrekord über 3000m (8:39.8) auf und wurde deutscher Jugend Vizemeister im Crosslauf, aber nur ein Jahr später zog er sich aus dem Leistungssport zurück. Andere Dinge waren wichtiger geworden. So konzentrierte er sich vor allem auf sein Studium. Erst im Alter von 28 Jahren begann er wieder mit dem Laufen. Dies hatte anfangs aber eher gesundheitliche Gründe. Im Jahre 1983 war er aber wieder im Leistungssport angekommen. Gleich seinen ersten Marathon in Echternach gewann er. Im gleichen Jahr noch gewann er über 10.000m die deutschen Hochschulmeisterschaften. Ein Jahr später folgte dann seine erste „richtige“ deutsche Meisterschaft, und zwar über 25 km. Nun ließ auch der erste Einsatz im Nationaltrikot nicht lange auf sich warten. Klar das nun der Wunsch aufkam als zweiter Steffny an Olympia teilzunehmen. Aber da hatten die Oberen des DLV etwas dagegen. Ihnen war Herbert einfach schon zu alt und damit zu perspektivlos. Der Olympiasieger Carlos Lopes aus Portugal war allerdings noch älter als Herbert. Da ihm ein Start in Los Angeles verwehrt blieb ging er einige Monate später in New York an den Start und erzielte mit einem hervorragenden 3. Platz das beste bis heute erzielte Resultat eines Deutschen beim prestigträchtigsten Marathon der Welt.

„Der dritte Platz in New York war mein internationaler Durchbruch. Das war der Wegbereiter für Werbeverträge. Davor hatte ich keine Sponsoren.“

Nun gab es auch beim DLV kein Weg mehr vorbei am Trierer. Nachdem er im Folgejahr seinen Titel über die 25 km verteidigen konnte und sich zudem den Titel im Marathon sicherte durfte er im Jahre 1986, im zarten Alter von 33 Jahren, an seiner ersten internationalen Meisterschaft teilnehmen. Umso schöner das es sich dabei um die Heimeuropameisterschaft in Stuttgart handelte. So lief er dann auch unter tosendem Applaus ins Stuttgarter Neckarstadion ein und gewann mit der Bronzemedaille seine einzigste internationale Medaille.

„Das war ein in Trier geborener Kindheitstraum: Ein volles Stadion zum Toben bringen. Zeiten sind Schall und Rauch, Medaillengewinner ist man ewig.“

Es folgten noch mehrere deutsche Meistertitel auf den unterschiedlichsten Distanzen wie z.B. im Cross- und im Berglauf aber auch über 10.000m auf der Bahn. Nur der Traum von Olympia sollte sich für ihn nie erfüllen. Zwar reiste er 1988 nach Seoul aber eine Grippe kurz vor dem Start verhinderte einen Start. Und 1992 war dann die Konkurrenz aus den neuen Bundesländern zu stark um sich für Barcelona zu qualifizieren. Gebeutelt durch viele Verletzungen beendete er dann auch bald seine kurze aber sehr erfolgreiche Leistungssportkarriere. 2003 wagte er dann ein Comeback und holte sich gleich drei deutsche Meistertitel in der Klasse M50 und einen deutschen Rekord über 10 km in dieser Altersklasse.

Mittlerweile verdient der Diplombiologe seinen Lebensunterhalt mit dem Laufen. Als Lauftrainer u.a. trainierte er Joschka Fischer bei seinem ersten Marathon, Buchautor, TV-Laufexperte und als Geschäftsführer der Run Fit Run GmbH.

 

Sportliche Erfolge:        EM-Bronze Marathon 1986

16x Deutscher Meister (Marathon, Cross,  Berglauf, 25 km, 10 km, 10000m)

 Marathonsieger Frankfurt, München, Pittsburgh

 Dritter New York Marathon (bester Deutscher)

                                         Marathonbestzeit 2:11:17

                                   div. Masterrekorde