Der New-York-Marathon ist größte Rennen der Welt über 42,195 km und gilt als das Mekka des Marathonlaufens schlechthin. Wenn am 2. November der Startschuss zum 44. New York Marathon fällt ist zum wiederholten Mal auch Dr. Jürgen Kuhlmey am Start. Nur diesmal ist es etwas ganz besonderes für den Oldenburger. Es ist sein insgesamt 500. Marathonlauf. 1985 lief der heute 76jährige in Karlsruhe seinen ersten Marathon. Rund 30 Marathons bestreitet er jedes Jahr auf der ganzen Welt. „Marathon ist für mich kein Sport, Marathon ist ein Grund zum Reisen.“ Da er in jeder Woche an einem, manchmal auch an zwei Wettkämpfen teilnimmt, wundert es kaum, dass er mittlerweile aufgehört hat zwischen den Wettkämpfen zu trainieren. Anfang der 90er lief er sogar einmal zwei Marathons an einem Tag. Er beschränkt sich dabei aber nicht nur aufs Laufen. Es darf auch schon mal ein halber Ironman Triathlon sein. Bis vor zwei Jahren konnte es auch passieren, dass er mit dem eigenen Flugzeug zu einem Lauf anreiste. „Damit habe ich aber mittlerweile aus Altersgründen aufgehört.“ Was er sich aber noch nicht nehmen lässt sind seine Touren mit dem Motorrad und gelegentliche Tauchausflüge. Der Globetrotter, der abwechselnd in Fort Lauderdale, Oldenburg und auf Wangerooge lebt, hat bei seinen Marathonreisen die ganze Welt gesehen. Als zweiter Läufer überhaupt ist er 1997 innerhalb eines Jahres auf sieben Kontinenten einen Marathon gelaufen. Dies waren die Marathons in Auckland (Ozeanien), Comrades (Afrika), Buenos Aires (Amerika), Singapure (Asien), der Swiss Alpin, der Marathon am Süd- und Nordpol. Das zu wiederholen hat er sich für nächstes Jahr vorgenommen, allerdings diesmal innerhalb von sieben Tagen. Auch gehört er zu den wenigen Läufern die am höchsten (Mount Everest 5200m) und tiefsten (Sondershausen 700m unter Normalnull) Marathon teilgenommen haben. Weitere Highlights seiner abwechslungsreichen Laufkarriere waren Wüste Atacama (Chile), Titicacasee-See (4000m Höhe), Baikalsee (Sibirien), Nanisivk (Nord-West-Passage in Nord-Canada) und Machu Picchu (Inca-Trail). Als besonders hart hat der „Unruheständler“ den Jungfrauen Marathon in der Schweiz in Erinnerung. Aber das absolute Highlight seiner Läuferkarriere war der Marathon am Nordpol. Bei minus 30 Grad ging es auf Schneeschuhen durch die Schneewüste. „Das war wirklich extrem.“ Wen wundert es da, dass ein Halbmarathon für ihn keine Herausforderung mehr darstellt.
Auch wenn Kuhlmey in der ganzen Welt seine Laufschuhe geschnürt hat, so musste er für einen seiner Lieblingsläufe nicht mal ins Auto steigen: dem Wardenburg Marathon. „Das war mein Heimrennen.“ Aber auch beim Oldenburger Citylauf war der Weltreisende in Sachen Laufen mehrfach am Start. Seinen persönlichen Citylaufrekord lief er 59jährig im Jahre 1997 mit 41:19 Min.
Wer kennt nicht die Mär von den kenianischen Wunderläufern die alle zu Fuß zur Schule laufen mussten. Heute weiß man, dass viele sie nur erzählten weil wir Europäer diese Geschichte so gerne hörten. Bei Kuhlmey traf sie zu. Zwar lief er nicht durch die afrikanische Steppe, aber da er es morgens nicht so mit dem Aufstehen hatte und spät dran war, musste er jeden Morgen zur Schule laufen. Während seiner Schulzeit in Madrid war er viel mit dem Rennrad unterwegs, was ihm zurück in Deutschland eine Bronzemedaille bei den Bezirksmeisterschaften im Straßenrennen einbrachte. Erst mit Eintritt ins Berufsleben begann er an Volksläufen teilzunehmen, den ersten in Deister (25km). Als er sich mit 48 Jahren selbständig machte begann er seine Geschäftsreisen mit einem Marathon zu kombinieren.
Der frühere VfL-Läufer startet mittlerweile für den 100MC (Marathonclub). Voraussetzung um hier Mitglied zu werden sind mindestens 100 erfolgreich absolvierte Marathons. „Hier habe ich endlich einen Club gefunden wo die anderen Mitglieder genauso blöde sind wie ich“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Wer dem vitalen Mitsiebziger gegenübersteht kann sich gut vorstellen, dass noch viele aufregende Laufabenteuer auf ihn warten.