Handball mit Energie und Leidenschaft. So lautet das Motto des Handball Bundesligisten VfL Oldenburg. Aber auch auf VfL-Trainer Leszek Krowicki passt dieses Motto voll und ganz. Unterhält man sich mit ihm merkt man schnell: Hier hat jemand seine Berufung gefunden. Krowicki verdient nicht nur sein Geld mit Handball, er lebt Handball. Am 1. April jährt sich nun sein Debüt als Trainer zum 30. Mal. Gerademal 28 Jahre alt war er, als er seinen ersten Trainerjob bei den Frauen von Start Gdansk antrat. Dabei hatte er mit dem Handball eigentlich schon abgeschlossen nachdem sein Traum von einer Karriere im Ausland geplatzt war. „Ich habe einmal einen ehemaligen Mannschaftskollegen besucht der mittlerweile in Kiel spielte. Während wir vor maximal 500 Zuschauern gespielt haben, waren hier 6600 in die Halle gekommen. Was für eine Stimmung, das wollte ich auch als Spieler erleben. Aber als Linksaußen hatte man damals als Ausländer keine Chance in der Bundesliga zu spielen. Fast hätte es noch mit einem Wechsel nach Österreich geklappt, aber ich war da wohl noch ein wenig naiv, weil ich dachte für einen Wechsel würde es reichen sich mit dem Verein einig zu sein. Ich wusste damals nicht, dass es noch andere Rädchen gab die geschmiert werden mussten“, erinnert er sich heute zurück.
Stattdessen begann der Diplom Handballtrainer als Sportjournalist zu arbeiten wo ihn seine Wege u.a. zur Handball WM der Männer in der Schweiz im Jahre 1986 führten. Nur drei Monate später beendete er von heute auf morgen seine journalistische Laufbahn und eine überaus erfolgreiche Handballtrainerkarriere begann. Innerhalb von dreieinhalb Jahren führte er den Abstiegskandidaten Gdansk an die polnische Spitze. Dies wurde auch anderenorts bemerkt. Bereits nach einem Jahr als Trainer übernahm er zusätzlich den Job als Co-Trainer der polnischen Frauen-Nationalmannschaft. Nachdem er vier Jahre lang selbst nicht mehr gespielt hatte bot sich ihm im Alter von 32 Jahren doch noch einmal die Chance in Deutschland als Handballer aufzulaufen als ihn der damalige Drittligist HSG Verden-Aller als Spielertrainer engagierte.
Von hier war der Weg nicht weit nach Bremen. Genauer gesagt nach Walle Bremen. Der Zweitligist stand kurz vor dem Aufstieg in die Bundesliga als Krowicki von der Aller an die Weser wechselte. Es folgten die fünf erfolgreichsten Jahre seiner Trainerkarriere. Gleich im ersten Jahr nach dem Aufstieg wurde das Team 1991 erstmals Deutscher Meister. Dreimal wurde Walle unter Krowicki Meister. Hinzu kamen Pokalsiege im DHB- und Europapokal. Das absolute Highlight stellte dabei das Jahr 1994 dar, als alle drei Titel an die Weser geholt wurden. Gerne erinnert er sich auch an die WM 1993 in Norwegen zurück als Deutschland mit fünf Walle-Spielerinnen im Kader Weltmeister wurde. Mit Anja Andersen spielte eine weitere seiner Spielerinnen beim Gegner Dänemark.
Nach drei Jahren als niederländischer Männer-Nationaltrainer kehrte er 1998 zurück nach Deutschland wo er den abstiegsbedrohten Zweitligist TSG Bielefeld bis ins Viertelfinale des DHB-Pokals und in die Ligaspitze führte. Den Einzug ins Final-Four verpasste man beim Rückspiel in Lemgo nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses. Leider ging die TSG nach einem Jahr Konkurs, so dass er sich erneut auf Jobsuche begeben musste. „Eigentlich wollte ich Herrentrainer bleiben, da man als Frauentrainer später sehr schwer einen neuen Job bei den Herren bekommt, aber das Angebot aus Buxtehude war sportlich sehr interessant und vielversprechend, so dass ich es trotzdem angenommen habe“. Er sollte es nicht bereuen. „Es waren fünf tolle Jahre in einem professionellen Umfeld“, erinnert er sich gerne an seine Zeit in Buxtehude zurück, wo er mit seinem Team deutscher Vizemeister wurde sowie den Einzug ins Final Four und ins Europapokalfinale schaffte. Etwas unerfreulich war dagegen sein Abschied in Buxtehude.
Aber es sollte nicht lange dauern bis der VfL in Person von Ralf Horstmann sowie etwas später Henning Balthazar dem Trainer signalisierte das man an einer Zusammenarbeit mit dem ehemaligen polnischen Nationalspieler interessiert sei und ihn in die Huntestadt lotste, wo er nun bereits im elften Jahr tätig ist. Erneut übernahm er ein Team, das gegen den Abstieg spielte und führte es in die Spitze der Liga. Die schlechteste Platzierung unter Krowicki in der Bundesliga war einmal ein achter Platz in der Saison 2007/08. Seitdem platzierte man sich jedes Jahr auf den Plätzen drei bis fünf. Wie schon in Bremen und Buxtehude konnte er auch in Oldenburg sein Team in ein europäisches Finale führen und dieses 2008 (Challenge Cup) auch gewinnen, zudem spielte man in zwei Halbfinals. Dabei hatte man ihm noch den Vogel gezeigt als er bei seiner ersten Pressekonferenz in Oldenburg sagte, dass er das Team in die deutsche Spitze führen will. Zwei Jahre später spielte der VfL dann international. Auch der DHB-Pokal erwies sich als Erfolgsstory mit zwei Siegen (2009, 2012) sowie eine weitere Finalteilnahme und einem vierten Platz gleich im ersten Jahr unter Krowicki. 2009 kam noch der Gewinn des Supercups hinzu.
Trotz all seiner Erfolge ist er noch längst nicht müde. „Ich bin immer noch hungrig was Neues auszuprobieren und zu ändern. Ich bin stolz darauf so lange schon auf diesem Niveau arbeiten zu können und freue mich sehr darüber wenn meine Spielerinnen Erfolg haben und zur Nationalmannschaft eingeladen werden. Es ist schön, dass wir trotz begrenzter Mittel in der Bundesliga mithalten können. Die Leute hier in Oldenburg zeigen uns, dass sie schätzen was wir leisten und es herrscht nicht so dieser Druck wie anderswo, wo nach zwei verlorenen Spiel hintereinander gleich die Trainerfrage gestellt wird. Ich fühle mich hier voll akzeptiert“, nennt er einige der Punkte warum er sich so wohlfühlt in Oldenburg.