Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass Michelle Kipp wie aus dem Nichts in der Oldenburger Laufszene auftauchte und von Anfang an vorne mitmischte bei den Frauen. Mittlerweile fragt in Oldenburg niemand mehr: „Wer ist das denn?“ sondern es heißt bewundernd „Ist das nicht das Mädel, das den ganzen Männern davonläuft?“. Man kennt sie in der Oldenburger Laufszene.
War sie es aus dem Vorjahr gewöhnt, dass es immer aufwärts geht, musste sie Anfang des Jahres erste Rückschläge hinnehmen. Zwar konnte sie sich bei den Landesmeisterschaften im Cross und über 10 km jeweils über die Vizemeisterschaft mit der Mannschaft freuen, hinzu kam ein zweiter Platz bei den Bezirkscrossmeisterschaften, aber mit ihren Zeiten stagnierte sie. Aber die Mathematikstudentin bewies Charakter und ließ sich nicht beirren. Gleich bei der ersten Bahnmeisterschaft, der 3x 800 m Staffel in Osnabrück, machte sie dort weiter wo sie beim Oldenburger Silvesterlauf aufgehört hatte, dem aufstellen neuer Bestzeiten. Gleich um zwei Sekunden war sie schneller als im Vorjahr. Bei den Bezirksmeisterschaften in Wilhelmshaven lief sie in neuer persönlicher Bestzeit zu ihrem ersten Meistertitel des Jahres. Mit einem taktisch guten Rennen holte sie sich bei den Landesmeisterschaften in Bremen über 5000 m ihre fünfte Vizemeisterschaft des Jahres. Nur eine Woche später wurde sie vierte bei den Norddeutschen Meisterschaften in Hamburg über dieselbe Distanz.
Dass sie aber nicht nur eine gute Läuferin ist, bewies sie im Juli bei den Landesmeisterschaften im Fünfkampf in Meppen. Mit fünf persönlichen Bestleistungen wurde sie hier sechste und konnte gemeinsam mit Kira Harms und Mona Rieber den Mannschaftstitel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigen. Herausragend war hier ihre 800 m Zeit von 2:21,81, womit sie innerhalb dieses Jahres ihre Bestzeit gleich um sieben Sekunden verbessern konnte, und die 1,47 m im Hochsprung. Am Ende fehlte ihr gerade einmal ein Zentimeter um sich auch in dieser Disziplin in der Niedersächsischen Bestenliste wiederzufinden.
Nachdem in der ersten Saisonhälfte der Focus eher auf den Mittelstrecken gelegen hatte, fing nun die Vorbereitung auf das letzte Meisterschaftsrennen der Saison an. Den Niedersächsischen Meisterschaften über die Halbmarathondistanz. Die Tempohärte die sie sich durch die vielen Mittelstreckenrennen erworben hatte zahlte sich in dieser Phase aus. Innerhalb einer Woche konnte sie ihre Bestzeiten über 10.000 m auf der Bahn und der Straße verbessern. Beim Feriensportfest in Delmenhorst lief sie die 10.000 m in 37:49 so schnell wie keine andere Niedersächsin in diesem Jahr und ist neben ihrer Vereinskollegin Ruth Spelmeyer die einzige Oldenburger Leichtathletin die bei den Männern und Frauen die Jahresbestenliste anführt. Eine Woche später lief sie beim Jever Fun Run noch einmal fünf Sekunden schneller. Beim letzten Bahnwettkampf in diesem Jahr in Papenburg lief sie über 5.000 m in 17:47 auf den zweiten Platz der Bestenliste. Dies ist über eine Minute schneller als im Vorjahr und weckt Hoffnung auf ein ganz großes Saisonhighlight im nächsten Jahr. „Es wäre schon schön wenn ich im nächsten Jahr über 5.000 m die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften laufen könnte“, äußert sich die sympathische Sportlerin vorsichtig. Diese liegt bei 17:20 und ist der ehrgeizigen VfLerin durchaus zuzutrauen.
Mit den Halbmarathonlandesmeisterschaften in Neuenkirchen beendete sie ihre überaus erfolgreiche zweite Saison als Läuferin. In 1:23:17 pulverisierte sie nicht nur ihre eigene Bestzeit sondern verpasste ihren ersten Einzellandesmeistertitel nur um gerade mal 21 Sekunden. Mit dem Ende dieses Jahres endet auch ihre Karriere als Fußballspielerin. „Das Laufen macht mir mittlerweile so viel Spaß, dass ich mich ganz darauf konzentrieren will“.
Ganze vierzehn Mal ist ihr Name in der Bestenliste zu finden. Darunter zweimal an Position eins, viermal unter den ersten Drei und fünfmal in den Top Ten. Sechzehn persönliche Bestleistungen erzielte sie 2014.