Wenn Anfang nächsten Jahres in Oldenburg die Sportlerwahl 2013 stattfindet haben die Handballdamen des VfL die große Chance den Titel zum bereits siebten Mal zu gewinnen. Von solchen Ehren sind
die Handballer in Südafrika noch meilenweit entfernt. Kein Wunder führt doch Handball dort ein Schattendasein wie kaum eine Randsportart in Deutschland. Zwar gibt es unter dem Dachverband SAHF in
allen neun Provinzen einen Handballverband aber an einen geregelten Spielbetrieb, wie wir ihn aus Deutschland kennen ist nicht zu denken. Handball gehört weder im Vereins-, Schul- oder
Universitätssport zu den etablierten Sportarten. Auch gibt es derzeit noch keine Trainerausbildung. Dies zu ändern hat sich Nicola Scholl, Oldenburgs Nachwuchssportlerin 1996, mit ihrer
gemeinnützigen Organisation PLAY HANDBALL ZA auf die Fahnen geschrieben. „Um die aktuelle Lücke in der Trainerausbildung zu schließen suchen wir qualifizierte und engagierte Handballtrainer,
-spieler und Sportstudenten, die ihr Wissen und Können weitergeben möchten und für einige Monate als Sportvolontäre nach Südafrika kommen.“ Die ehemalige Bundesligaspielerin des VfL Oldenburg und
20fache Jugendnationalspielerin kam 2009 im Rahmen eines Marketing-Praktikums nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium erstmals nach Südafrika. Mit einem Touristenvisum kam sie im Juni 2012 zurück
nach Kapstadt und machte sich gleich an die Arbeit. In Zusammenarbeit mit SCORE, dem Südafrikanischen Handballverband (SAHF) und dem Handballverband der Provinz Western Cape (WCHA) begleitete sie
in der Folge Handball-Volontäre, organisierte ein Jugendhandballturnier und veranstaltete zwei Trainer-Workshops für Schulen und Gemeinden. Bei der Universität von Kapstadt konnte sie erreichen,
dass im Februar 2014 Handball in der Einführungswoche vorgestellt wird. Seit Januar ist die engagierte 32jährige Mitglied der Arbeitsgruppe zur Förderung von Frauenhandball in Afrika, unter der
Regie des Afrikanischen Handballverband. Mit PLAY HANDBALL ZA konnte sie im Oktober nun ihre eigene gemeinnützige Organisation in Südafrika registrieren lassen. Ziel dieser Organisation ist es
ein vielfältiges, geschlechterübergreifendes und spannendes Sportumfeld für die Jugend in Südafrika zu fördern. Der Hauptfokus liegt hier beim Handball für Mädchen. Gerade in benachteiligten und
ländlichen Gemeinden ist das Sportangebot sehr überschaubar, speziell für Mädchen. „Wir stärken Mädchen und bieten mit Handball ein Instrument, das ihnen dabei hilft persönlich zu wachsen und ihr
Leben und das ihrer Gemeinde eigenständig zu gestalten“, beschreibt Scholl ihre Vision. „Da Handball, im Gegensatz zu anderen Sportarten, gleichermaßen von Frauen und Männer in der Welt gespielt
wird und keine rassistische Vergangenheit in Südafrika hat sehe ich diesen Sport als ideales Mittel zum erreichen meiner Ziele. Daher habe ich schon während meines ersten Aufenthalts Potential
für Handball gesehen. Zudem ist Handball mit wenig Aufwand leicht und kostengünstig umzusetzen, so dass auch in den benachteiligten Gegenden dieser Sport gut erschwinglich ist“, ist sie sich
sicher das Handball eine Zukunft in Südafrika hat. Für 2014 plant sie die Ausrichtung von Street-Handball-Events. Mit Street-Handball sehe ich das Potential den Sport in der Breite und im Alltag
zu etablieren. Wer sich mit der Oldenburgerin, die seit ihrem fünften Lebensjahr Mitglied beim VfL Oldenburg ist, unterhält merkt schnell, dass dies nicht nur leere Worte sind. Es ist kaum zu
übersehen mit welcher Freude und Dynamik sie bei der Sache ist, genauso wie sie früher Handball gespielt hat. Das steckt an. „Es ist wirklich verwunderlich mit wie wenig Mitteln sie dies alles
bisher geschafft hat. Aber Nico hat noch nie halbe Sachen gemacht. Was sie macht, macht sie richtig“, zollt Klaus Scholl seiner jüngsten von zwei Töchtern höchste Anerkennung. Wer
Nicola Scholl und ihre Organisation PLAY HANDBALL ZA unterstützen möchte, sei es als Sportvolontär oder durch Sach- und Geldspenden findet nähere Informationen auf
www.play-handball.org .