Sascha Vorontsov - Als Torwarttrainer eine Klasse für sich

Foto: Thorsten Helmerichs
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Seit Jahren gehören Oldenburgs Handball-Torhüterinnen nun schon zu den Besten in der Bundesliga. Verantwortlich hierfür zeichnete sich in den vergangenen fünfzehn Jahren der scheidende Torwarttrainer des VfL Alexandr „Sascha“ Vorontsov. Tatiana Surkova (Russland) und Tess Wester (Niederlande) wurden unter Vorontsov zu Nationalspielerinnen ihres Landes. Zuletzt schaffte Madita Kohorst den Sprung in die Nationalmannschaft. „Ich habe zu Madita im Scherz gesagt sie wäre zu spät dran. „Jogi“ Bitter und Tess Wester wurden bereits mit 20 in die Nationalmannschaft berufen. Zwei Wochen später kam dann die Einladung“, grinst er. „Sascha gehört meiner Meinung nach zu den besten Torwarttrainern der Bundesliga. Ich persönlich muss sagen, dass ich einen Großteil meiner Technik und somit auch meines Erfolgs ihm zu verdanken habe. In seinem Training lernt man ziemlich viel und wird ständig gefordert, trotzdem macht es sehr viel Spaß. Insgesamt ist es ein Privileg mit ihm arbeiten zu dürfen und ich bin sehr traurig, dass meine Ausbildung bei ihm nun erstmal beendet ist“, hätte die 21jährige gerne noch länger mit Vorontsov zusammengearbeitet. Eine der ersten VfL-Torhüterinnen die unter Vorontsov trainierten war die ehemalige Nationaltorhüterin Heike Zornow. „Ich war bereits 34 als unsere Zusammenarbeit begann. Es begann eine interessante Zeit mit vielen neuen Trainingsaspekten, wo ich Muskeln kennenlernte die ich vorher noch nicht kannte. Stets war er ein harter Hund“, erinnert sie sich zurück.

 

Foto: Thorsten Helmerichs
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Der 54jährige wurde am 7. September 1962 in der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk geboren. Einer Eishockey-Hochburg am Ural. Da wundert es kaum, dass Vorontsov sich seine ersten sportlichen Sporen als Zehnjähriger beim Eishockey verdiente. Auch hier schon als Torwart. Aber bereits vier Jahre später kehrte er dem Eis den Rücken und versuchte sich als Judokämpfer. Erst mit 17 Jahren kam er im Rahmen seines Studiums an der Technischen Universität in Jekaterinburg in Kontakt mit Handball. „Ich wollte mit einem Freund gemeinsam einen Sportkurs besuchen. Er wollte zum Basketball, ich zum Volleyball. Handball war unser Kompromiss. Dabei hatte ich gar keine Ahnung was Handball eigentlich ist. In der ganzen Stadt gab es gerademal drei Plätze wo Handball gespielt werden konnte, was zeigt welch geringe Bedeutung der Handball hier hatte", erinnert er sich zurück wie er zum Handball gekommen ist. Beim ersten Trainingsspiel begann er zunächst als Feldspieler, da aber dem Torhüter wenig gelang wechselte er nach einer halben Stunde zwischen die Pfosten und konnte zugleich den Auswahltrainer der Uni überzeugen der ihn in das Auswahlteam holte. „Gleich beim ersten Training wusste ich, dass das mein Sport ist“. Innerhalb von zwei Jahren arbeitete er sich vom dritten zum ersten Torwart hoch. Mit 19 Jahren ging er zurück in seine Heimatstadt und schloss sich dort dem Erstligisten Poliot Tscheljabinsk an und begann gleichzeitig Sport zu studieren. Nachdem er mit dem Juniorenteam des Vereins die sowjetische Meisterschaft gewonnen hatte, debütierte er mit 20 in der Ersten Liga. Elf Jahre blieb er dem Verein treu. Elf Jahre in denen sich Poliot regelmäßig auf den Plätzen 6-7 platzieren konnte, die letzten fünf Jahre mit Vorontsov als Nummer 1. 1992 als fast 30-Jähriger wagte er noch einmal einen sportlichen Neuanfang und ging für vier Jahre in die Slowakei. Mit Lokomotiva Tranava wurde er 1993 Pokalsieger und 1994 slowakischer Meister. Eigentlich wollte er nach vier Jahren im Ausland Schluss machen und zurück in die Heimat gehen, hängte dann aber noch ein Jahr bei Dukla Prag dran. Ohne Peter Kalafut wäre jetzt wohl endgültig Schluss gewesen. Der Slowake, der selbst einmal für Tranava aufgelaufen war, holte Vorontsov nach Varel zum damaligen Regionalligisten VTB Altjührden, die spätere HSG Varel. Mit Vorontsov stieg Altjührden 1999 in die Zweite Liga auf. 2003 war dann aber endgültig Schluss mit der Karriere als Spieler.

 

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Bereits während seiner aktiven Karriere war er als Torwarttrainer tätig. So nahm er in Varel ein 15jähriges Torwarttalent unter seine Fittiche der zehn Jahre später Weltmeister werden sollte: Johannes „Jogi“ Bitter. „Sascha hat mich mit 15 Jahren unter seine Fittiche genommen und mir in den nächsten 4-5 Jahren alles beigebracht was ein Torwart können muss. Technik, Taktik und zu denken wie ein Torwart. Als wir uns nicht mehr täglich gesehen haben, haben wir weiter Kontakt gehalten. Er hat Spiele analysiert und mich als Mentor weiter begleitet. Bis heute! Er war immer für mich da und ich bin froh ihn als Freund zu haben und freue mich, dass wir uns jetzt vielleicht im Süden (wenn alles klappt) wieder häufiger sehen können“, findet der Weltmeister nur lobende Worte über seinen Mentor. 2002 kam er dann zum VfL Oldenburg. Zunächst übernahm er einmal die Woche das Training der Torhüterinnen. Als Leszek Krowicki 2005 das Team übernahm wurde er ein Jahr später zu dessen Co-Trainer befördert und saß seitdem bei jedem Spiel auf der Bank. „Der beste Torwarttrainer der mir je begegnet ist. Super loyaler Kollege und großartiger Fachmann. Wir haben zwölf fantastische gemeinsame Jahre erlebt. Ich bin ein großer Fan von seiner Arbeit und konnte mich immer auf Sascha verlassen. Seinen Humor und seine ganze Art werde ich sehr vermissen“, so Krowicki über Vorontsov. Da wundert es kaum, dass er seinem Torwarttrainer all die Jahre freie Bahn bei den Torhüterinnen ließ. „Bei den Torhüterinnen hat Leszek mir nie reingeredet, da hatte ich die alleinige Verantwortung. Leszek war immer gut darin Leute zu finden die menschlich gut zusammenpassen. Deshalb haben wir auch immer eine gesunde Atmosphäre gehabt und es hat viel Spaß gemacht. Deshalb möchte ich mich auch bei Fans, Trainern, Spielerinnen, der Geschäftsstelle und meinem Arbeitgeber Alfred Staab sehr bedanken. Letzterer hat es immer möglich gemacht, dass ich bei den Spielen dabei sein konnte“, schließt der sympathische Russe, der nun erst einmal für drei Jahre nach Metzingen geht aber es nicht gänzlich ausschließen möchte irgendwann wieder zurückzukehren.

 

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