Mit dem Begriff Tennisprofi verbinden die meisten Menschen Ruhm, Luxus und Glamour. Spiele auf dem Centre Court von Wimbledon, Flushing Meadows oder Roland Garros. Mit dem Leben eines Tennisprofis jenseits der Top 50 der Weltrangliste hat dies allerdings wenig zu tun. Zu ihnen gehört die aktuelle Nummer 490 der Weltrangliste Vivian Heisen aus Oldenburg. Anstatt vor hunderten von Zuschauern spielt sie meist vor leeren Rängen auf Nebenplätzen. Lukrative Werbeverträge? Fehlanzeige. „Der Tennisboom aus den Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf existiert schon lange nicht mehr in Deutschland. In unserer Region gibt es nicht so viele potentielle Sponsoren für einen Tennisprofi der Spiele weit entfernt in Australien oder Dubai spielt und zudem nicht im Fernsehen zu sehen ist. Die Sponsoren die ich habe sind schon ziemlich tennisverrückt. Ein Drittel meines Jahresetats finanziere ich mir dadurch, dass ich für TC 1899 Blau-Weiß Berlin in der Bundesliga spiele“, erzählt Heisen, die alle anfallenden Kosten selbst tragen muss.
Derzeit gibt es sieben Turniere im Jahr die volle Hospitality bieten. Da sind die Startplätze allerdings auch sehr begehrt und Spielerinnen wie Vivian „Vivi“ Heisen müssen da aufgrund ihrer Platzierung in der Weltrangliste erst einmal in die Qualifikation. Eine Kostenübernahme gibt es aber erst ab der Hauptrunde, so dass die bis dato anfallenden Kosten von den Spielern selbst übernommen werden müssen. „Und in der ersten Hauptrunde trifft man dann als Qualifikant gleich auf Spielerinnen wie Mona Barthel, die es im Januar bei den Australian Open in Melbourne bis ins Achtelfinale geschafft hat“, erzählt Heisen.
Melbourne, das ist auch das Ziel der 23jährigen für das nächste Jahr. Es muss ja nicht gleich das Achtelfinale sein, aber die Qualifikation würde sie hier schon ganz gerne spielen. Dafür muss sie allerdings in diesem Jahr ordentlich Punkte für die Weltrangliste sammeln um am Ende des Jahres möglichst zu den 250 besten Tennisspielerinnen der Welt zu gehören. Dafür will die gelernte Sportfachwirtin möglichst ihr Jahrespensum von 18 auf 24 Turniere erhöhen. Da ist für einen Nebenjob um noch ein wenig Geld dazu zu verdienen keine Zeit. „Um mein Ziel zu erreichen muss ich aber verletzungsfrei bleiben“, weiß die Oldenburgerin, die aufgrund einer langwierigen Verletzung vor anderthalb Jahren sogar ganz aus der Weltrangliste verschwunden war. Um wieder zu den rund 1100 Platzierten zu gehören musste sie nach ihrem Comeback in drei Turnieren innerhalb eines Jahres die erste Runde überstehen und so jeweils einen Weltranglistenpunkt erspielen. Als Qualifikantin bedeutete das für sie zwölf Spiele zu gewinnen. Sie schaffte es aber ohne Probleme und konnte sich sogar innerhalb von 18 Monaten um mehr als 500 Plätze verbessern. Heute ist sie soweit, dass sie bei 15.000 Dollarturnieren regelmäßig für die Hauptrunde gesetzt ist. „Wenn ein Turnier mit 15.000 Dollar dotiert ist bedeutet das aber nicht, dass ich die bekomme, sondern das Geld wird unter rund achtzig Spielerinnen aufgeteilt. Da bleibt am Ende nach Abzug aller Kosten und der Steuern nicht mehr viel über“, erklärt sie. „Und das ist keine Laufkundschaft die hier an den Start geht. Die Mädels können schon Tennis spielen“, ergänzt Heisen, die ihr Tennisjahr gleich mit einem Turniersieg im Doppel im slowakischen Trvana beginnen konnte.