Unzählige Kampfkunststile machen es dem Laien schwer den Überblick zu behalten. Zu den bekanntesten gehören sicherlich die die sich als olympisch bezeichnen dürfen. Dazu gehört auch das koreanische Taekwondo, aber auch hier muss man zwischen dem traditionellem und dem olympischen Taekwondo unterscheiden. Eine die sich dem traditionellen Stil verschrieben hat ist Zoe Scheve vom SV Ofenerdiek. Hier hat sie es bereits schon zu Weltmeisterehren gebracht. Mit der deutschen Nationalmannschaft steht eine Vizeweltmeisterschaft zu Buche. „Beim olympischen Taekwondo, das vor allem in den USA sehr populär ist, wird hauptsächlich für den Wettkampf trainiert. Das heißt man trainiert nur die rund zwanzig wichtigsten Techniken die man für den Kampf benötigt. Alle anderen Techniken werden nur trainiert, wenn man eine Gürtelprüfung machen will. Außerdem wird hier im Gegensatz zu uns Vollkontakt gekämpft. Wir kämpfen mit Semikontakt. Dafür muss man allerdings die Techniken sehr gut beherrschen“, erklärt die Weltmeisterin den gravierendsten Unterschied.
Bereits im Alter von fünf Jahren begann sie mit dem Kampfsport. „Meine Mutter hatte als Jugendliche Allstyle Karate gemacht. Als wir nach Ofenerdiek gezogen sind hat sie erst einmal meinen Bruder und mich vorgeschoben. Nachdem es uns dann dort sehr gut gefallen hat, hat sie auch wieder angefangen“, erzählt sie mit einem Schmunzeln über ihre Anfänge. Mittlerweile hat sie es bis zum 2. Dan geschafft und strebt spätestens im nächsten Jahr die Prüfung zum 3. Dan an. „Es geht bis zum 10. Dan, aber der wird nicht vergeben, denn das würde absolute Perfektion bedeuten und das gibt es nicht“, erklärt sie. Im Rahmen einer Dan-Prüfung die mehrere Stunden dauert muss der Anwärter eine ganze Reihe an Prüfungsinhalten abarbeiten. Neben den Grundtechniken gehören u.a. Selbstverteidigung, Bruchtest, Wettkampf und ein theoretischer Teil, in dem die Begriffe des Taekwondo auf Koreanisch abgefragt werden, dazu. Um dies zu schaffen trainiert die Oldenburgerin fünfmal die Woche 1-2 Stunden. Hinzu kommen noch mehrmals die Woche Kräftigungsübungen.
Da es in Oldenburg kaum Frauen auf ihrem Niveau gibt findet das Kampftraining überwiegend gegen Männer statt. Auch bei den Kickboxern lässt sie sich regelmäßig blicken. „Die Kickboxer kämpfen nach dem gleichen Punktesystem wie wir, deshalb passt das ganz gut mit denen zu trainieren. Aber auch hier trainiere ich hauptsächlich mit Männern, weil es hier nur wenige Frauen gibt. Das härtet ab und außerdem kämpft man auf einem höheren Leistungsniveau. Manchmal kann ich die auch überraschen, wenn ich direkt vor ihnen stehe und sie dann trotzdem noch meinen Fuß im Gesicht haben“, grinst sie. „Überhaupt sind die Fußtechniken meine Stärke da ich sehr beweglich bin. Deshalb trete ich auch mehr als dass ich schlage. Mit den Beinen kann ich den Gegner besser auf Abstand halten, da ich mit meinen Armen keine so große Reichweite habe. Außerdem habe ich mit den Fäusten mehr Hemmungen als mit den Füßen. Ich mache das ja nicht um jemanden k.o. zu schlagen, sondern um zu zeigen was ich kann“, erzählt die Ofenerdiekerin.
Mehr als hundert Sportler zwischen 5-73 Jahren üben sich beim SV Ofenerdiek in der Kunst des Kampfsports. „Bei uns kann jeder mitmachen da wir nicht nur auf Wettkampf trainieren. Wir haben sogar jemanden mit künstlichen Kniegelenk dabei. Man ist weder zu alt noch zu jung für Taekwondo. Aber zweimal die Woche sollte man schon trainieren um die Techniken richtig zu lernen. Man sollte Freude an Bewegung, Körperkontrolle und Selbstverteidigung haben“, wirbt die Weltmeisterin, die selbst eine Kindergruppe trainiert, für ihren Sport. „Auch in unserem Kindertraining geht es sehr diszipliniert zu. Die Kinder verinnerlichen sehr schnell unsere fünf Ziele: Höflichkeit, Integrität, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin, Unbezwingbarkeit.“