Ein Oldenburger im Mekka des Marathonlaufs

Foto: Marcel Thurm
Foto: Marcel Thurm

Für Marcel Thurm erfüllte sich am ersten Novemberwochenende ein Lebenstraum: Einmal im Mekka des Marathonlaufs in New York an den Start zu gehen. So sehr sich der 30jährige auch auf seinen elften Marathon freute, so setzte er sich doch mit einem mulmigen Gefühl in den Flieger nach New York. „Das Attentat wenige Tage vor dem Marathon hat einem schon zu denken gegeben, aber die Reise abzusagen kam für mich nicht in Frage. Bereits am Flughafen JFK bemerkte man die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen. Es hat fast zwei Stunden gedauert um durch die Sicherheitskontrolle zu kommen. Auch in der Stadt war es allgegenwärtig. Man hat sich in der Stadt aber absolut sicher gefühlt“, beschreibt der Oldenburger an seine ersten Eindrücke.

 

Das der New York Marathon kein Marathon wieder jeder anderer ist merkte er bereits am Vortag des eigentlichen Laufes. Neben der üblichen Pasta-Party und Marathonmesse kam es am Freitag vor dem Lauf zur traditionellen Parade der Nationen im Central Park. „Das war mein erstes Gänsehauterlebnis in New York als wir hinter der deutschen Fahne hermarschierten, wie man es sonst nur aus dem Fernsehen bei Olympia kennt.“

 

Am Sonntagmorgen war es dann soweit. Mit dem Bus wurden die Teilnehmer seiner Reisegruppe von ihrem Hotel am Times Square zunächst zum Pier 6 unweit der Brooklyn Bridge gebracht, von wo es mit der Fähre nach Staten Island ging. Dem Startort des Marathons. „Um auf die Fähre zu kommen mussten wir durch eine Sicherheitsschleuse wie ich sie bisher nur von Flughäfen kannte. Auf Staten Island gab es dann ein Polizeiaufgebot wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Auch Soldaten waren da“. Als es für ihn dann aber in seinen Startblock auf der Verrazano-Narrows-Brücke ging rückten diese Eindrücke in den Hintergrund und machten einer Nervosität Platz. „Im Startblock hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Skyline von Manhattan. Kurz vor dem Start wurde die amerikanische Nationalhymne gespielt und alle sangen mit. Wahnsinn. Auf die Strecke wurden wir dann mit einem Kanonenschuss geschickt und kurz danach wurde „New York, New York“ von Frank Sinatra gespielt. Wieder ein Gänsehautfeeling.“

 

Kaum hatten die Läufer die Verrazano-Narrows-Brücke hinter sich gelassen und waren in Brooklyn angekommen liefen die über 50.000 Teilnehmer durch ein durchgehendes Zuschauerspalier das sie über 42 Kilometer feierte und anfeuerte. „Gefühlt war ganz New York an der Strecke. Als Läufer kam man sich vor als ob man durch einen Tunnel lief. Ich wusste gar nicht wo ich hinschauen sollte, wollte aber alles in mir aufsaugen und genießen. Man verstand kaum sein eigenes Wort und hatte keine Zeit in sich zu gehen, da man nie alleine war. So was habe ich in Deutschland noch nicht erlebt.“

 

Nach rund 25 km ging es für das Feld auf die Insel Long Island und damit in den Stadtteil Queens wo die Läufer von einem Gospelchor empfangen wurden. „Auch hier wieder zahlreiche Beamte des NYPD. Aber die standen diesmal am Streckenrand und haben uns abgeklatscht“. Mit jedem Wechsel des Stadtbezirks wechselte auch die Zusammensetzung des Publikums und damit auch des Musikstils. War es in Queens noch Gospel wurde in der Bronx ordentlich gerappt. Das größte Kontrastprogramm bot sich den Läufern dann im fünften und letzten Stadtbezirk: Manhattan. Ging es zunächst durch Häuserschluchten vorbei an zahlreichen Wolkenkratzern wartete auf den letzten sechs Kilometern die grüne Lunge New Yorks, der Central Park, auf die Läufer. „In den Straßenschluchten kam ich mir unheimlich winzig vor und dann kamen wir in den Central Park. New York ist eine sehr laute Stadt. Davon war aber im Central Park nichts mehr zu merken. Nur noch die Anfeuerungsrufe der Zuschauer waren zu hören. Welch ein Kontrast“.  

 

Das emotionalste Erlebnis wartete aber noch auf den Oldenburger: Die letzten sechshundert Meter auf der Zielgeraden und der anschließende Zieleinlauf. „Das war unheimlich emotional für mich. Mein Traum vom Ney York Marathon war in Erfüllung gegangen. Als ich dann noch mit „Go Germany Go“ angefeuert wurde kamen mir die Tränen. Auch am nächsten Tag bin ich noch stolz mit meiner Finisher-Medaille durch die Stadt gelaufen, wie viele andere Läufer auch und überall wurde einem gratuliert. Ich werde noch lange brauchen um alles zu realisieren“, ist Thurm immer noch überwältigt von den vielen Eindrücken.